Der wilde, wilde Westen
Cowboys und Indianer finden ihr Publikum nicht nur auf den einschlägigen Freilichtbühnen. Die Abenteuer der bekannten Helden aus Buch und Film verbreiten auch auf anderen Bühnen (drinnen wie draußen) immer wieder das Gefühl von Abenteuer, Freiheit und dem Entdecken einer neuen Welt – und neuerdings steht der Schöpfer wahrlich sagenhafter Reisegeschichten selbst auf der Bühne.
In Manitu drückt ein Auge zu gibt sich Winnetou-Vater Karl May ab 22. November 2017 in der Uraufführung am Landestheater Dinkelsbühl höchstpersönlich die Ehre: Auf dem Weg in ein neues Abenteuer hält ihn nicht nur seine eigene Phantasie auf, die immer wieder in den unerwartetsten Momenten mit ihm durchgeht, sondern auch seine Verehrerin Klara, ein Brief und ein geheimnisvoller Besucher. Auf humoristische Art und Weise gewähren Christa Margret Rieken und Wolfgang Neruda in dieser (Nicht-ganz-)Wildwest-Komödie einen Einblick in das bewegte Leben Karl Mays.
Doch nicht nur das Leben, auch das Werk Karl Mays bietet spannendste Bühnenunterhaltung, die Wildwest-Flair vom Feinsten versprüht. Neben den bekannten Winnetou-Erzählungen (Winnetou I von Jochen Bludau und Winnetou II von Wulf Leisner) laden weitere legendäre Abenteuer zum Mitlachen und Mitfiebern ein: In Bearbeitung von Jochen Bludau liegt neben Winnetou I auch Der Schatz im Silbersee als Bühnenfassung vor. Der Schatz im Silbersee bearbeitete Roland Schmid ebenfalls für die Freilichtbühne; aus der Feder von Wulf Leisner stammen darüber hinaus die Dramatisierungen von Unter Geiern, Der Ölprinz und Old Surehand sowie Die Felsenburg nach Motiven aus Werken von Karl May.
Eine wahrhaftig „Neue Welt“ entdeckt der Engländer John Smith in Jan Bodinus' Pocahontas, die kleine Indianerprinzessin, als er im Jahr 1607 erstmals den Fuß auf amerikanischen Boden setzt. Auch sein Sohn Johnny ist dabei und lernt auf einem Streifzug durch die unberührte Natur das Indianermädchen Pocahontas kennen. Und während der finstere Basil Black versucht, Feindschaft zwischen den Völkern zu schüren, um sich zu bereichern, gelingt es den beiden Kindern, durch ihre Freundschaft Vorurteile zu durchbrechen und eine tiefe Freundschaft zu schließen. Mit eingestreuten Liedern und witzigen Nebenfiguren wie Pocahontas' Bruder Makki, dem Hund Puffi und dem Opossum Jacko präsentiert sich das Stück „bunt, witzig und voller Abenteuer, gespickt mit schönen Melodien und wilden Tänzen“.
Der Superbandit des Wilden Westens hält Lucky City in Atem: Nicht nur verlangt der finstere Jim-Racket Dolly, die Tochter des Sheriffs zur Frau – schließlich entführt er sie sogar und treibt den Sheriff und seine Familie mit unerfüllbaren Forderungen nach immer mehr Reichtümern und Ländereien zur Verzweiflung. Nur gut, dass Dolly sich, unterstützt von einem zahmen Löwen, selbst zu helfen weiß... Paul Kohls ebenso spannende wie unterhaltsame Western-Parodie sorgt mit reichlich Witz und Action für perfekte Wildwest-Unterhaltung, Indianer und Saloon inbegriffen.
Ernster geht es zu in Gerda Marie Scheidls Peter möchte Cowboy werden. Im Mittelpunkt dieses Jugendstücks über Träume und Illusionen, Aufschneider und stille Helden steht der Waisenjunge Peter, der als Ziehsohn eines Zirkusclowns aufgewachsen ist. Doch als er älter wird, wendet er sich vom geliebten Ziehvater ab und beginnt, den Zirkuscowboy Less als Vorbild zu verehren. Erst nach einer nur knapp vermiedenen Katastrophe erkennt Peter, dass Less nur ein Aufschneider ist und lernt, dass Cowboyromantik wahre Charakterstärke nicht ersetzen kann.
Echtes Karl-May-Gefühl kommt in Us Conradis Das sprechende Leder auf: Hier träumt der achtjährige Indianerfan Jim in der Nacht vor seinem Geburtstag ein spektakuläres Indianerabenteuer mit Helden und Schurken, Verrat und Versöhnung. Dabei gibt er nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Onkel, seiner Schwester und deren Verehrer zentrale Rollen – was schließlich sogar dazu führt, dass pünktlich zum Geburtstag auch der eine oder andere kleine Konflikt beigelegt werden kann. Ein actiongeladenes, hochspannendes Abenteuerspiel für alle großen und kleinen Wildwest-Fans.
– 13.02.2017